Es geht auch OHNE die Spielchen der Verknappung …

(under construction)

(unten in dieser Seite befindet sich ein Backup (X) eines Artikels und Interviews mit Prof. Dieter Stiefel, Inst. Wirtschafts- und Sozialgeschichte der Universitaet Wien, erschienen 2011 in http://derstandard.at)

Na, wie geht es Ihnen denn so? Noch im Job? Und am Jahresende?
Wie hoch ist wohl die Wahrscheinlichkeit, dass Sie dieses Jahr OHNE JOB dastehen und wieder von vorn anfangen sollen, unter den mitleidigen Blicken von ExKollegInnen und AMS-lern?

Keinen “Job”zu haben, ist vielleicht Ihre “eigene” Schuld. (ist sie das wirklich?)
Kein Einkommen zu haben, ist aber jedenfalls Schuld der Regierung, weil es immer noch kein BGE Basisgeld (Grundeinkommen OHNE Bedingungen) gibt.
Regierungen und ihre Herrschaft leben eben besser von schuftenden ArbeitsZwanglern mit wenig Geld …

HERRSCHAFT (und “WIRTSCHAFT”) einfach so weiterlaufen lassen …
… (und irgendwas an “Euro” oder “‘Schulden” reparieren zu wollen) funktioniert nicht.
Nicht einmal mit DemokratieVernichtung, wie schwarzblau das versuchte (Beispiel Wahlen alle 5 statt 4 Jahre)
(und der Zynismus des “Sparens” durch laengere LebensArbeitsZeit
juengere “Arbeits”lose” sind “billiger”, also zwingt man die Alten, die Jungen aus den Jobs zu draengenwird ja auch langsam begriffen)

Denn “Wirtschaft” ist (auch nur) eine Herrschaftsform.
(HERRSCHAFT die (sich) nicht beschraenkt (wird), endet in LouisXIV,Stalin,Hitler&Co …
… und ein “reparierter” Euro mit Schuldenbrems-/”Rettungs”paketen” OHNE sozialen Ausgleich fuehrt umso “fleissiger” und “treuer” und “gehorsamer” dorthin)

http://fuwtelekollegtheologie.wordpress.com hat ein nettes Rechenbeispiel (unten auf der Seite dort), mit dem jede(r) nachrechnen kann, wie kaputtgewirtschaftet “wir” schon sind.
(“zerstoert” bezieht sich auf MenschenLeben: ohne “uns” ist noch nicht die Welt zu Ende)
vgl. Overshoot Day:
http://www.wwf.de/themen/biologische-vielfalt/living-planet-report/world-overshoot-day-2011-welterschoepfungstag/

***

deshalb: “Wirtschafts”HERRSCHAFT beschraenken …
– “WAS darf” muss gefragt werden, und nicht “WER darf”
(etwa weil “genug” Startkapital oder Kredit vorhanden ist) –
… weil da schon 30 Jahre Nachholbedarf zusammengekommen sind
und
“wir” sollten den Overshoot Day ins naechste Jahr wegdruecken, (oder zwecks Reparieren noch weiter weg)
und
“wir” sollten (weg vom BIP/GDP als Kriterium) definieren:

1. was MUSS (Nahrung, Innentemperatur)
2. was DARF NICHT (Kaputtwirtschaften, Aussentemperatur)
3. was SOLL (waere nett, wenn)
– und nicht “was soll NICHT” –
und vor allem:
4. mit Mechanismen, die auch unbewusst ausgeuebt werden (also nicht nur Wahlen sondern zb auch Einkaufen/Liegenlassen etc.) und
5. mit mehr Gewichtung der JUNGEN
denn deren Gewohnheiten bestimmen die Welt in 50 Jahren:
“wir” Alten muessen sowieso bescheidener werden

***

Regierungen sind mythisch geworden. Die neuen Mythen heissen Immokrise, Finanzkrise, Kreditkrise, Bankenkrise, Eurokrise. Selbstverstaendlich haben Regierungen auch Abhilfe gegen all die Krisen gefunden: “Rettungs”Pakete”, die natuerlich aus Steuergeld bezahlt werden. Wurden Sie gefragt, ob Ihnen das recht ist?

MENSCHENrettungspakete und EINKOMMENSrettungspakete und SOZIALrettungspakete (Krankenversicherung? Pension?)
sind bisher NICHT dabei.

***

Der neueste Mythos: die Waehrung des Euro sei “Missgeburt” und “keinen Groschen wert” und der Euro sei “in Gefahr” und die EuroZone sei “am Auseinanderbrechen”.

Dass das nicht wahr ist, ist offensichtlich:
“der Euro” ist nur ein WährungsVERHAELTNIS, das wegen der gleichen Geldscheine besser konstant gehalten wird. Punkt.

Das gab es auch vorher: der Schilling war mit 1:7 an die D-Mark gebunden (SchweizerFranken:DM mit 1:1) und erst in den späten 1970er Jahren verabschiedete sich die Schweiz davon.

Inflation ist ja, im Gegenteil, sogar ein Vorteil fuer alle ausser Kapitaleinkommen, weil Zusammenschlüsse wie Gewerkschaften und Linksparteien schon fuer Lohnerhoehung für “Jobs” sorgen.

Eine gemeinsame Waehrung bedeutet aber Schwergewicht auf KONSUMENTiNNENmaerkte
— im Gegensatz zu “Monopolmarkt” oder Rohstoff”Anbieter”markt” —
und braucht deshalb MINDESTteilnahme ALLER Menschen am “Markt”.
(und selbst dann: “Markt” funktioniert nur so, wie PolitikerInnen es sich wuenschen, wenn UNENDLICH viele TeilnehmerInnen als Anbieter und als KonsumentInnen dabei sind)

(also MindestEINKOMMEN und nicht “Arbeit”)

Und d_a_s wird bis heute straeflich vernachlässigt.

***

HERRSCHAFTbaendigen …
… und nicht (nur) Deutschland baendigen zu unterlassen, war der (EU) DENKFEHLER, der immer wieder so viel Polizeigewalt und -bereitschaft “braucht”:
(ansonsten hat Dieter Stiefel sachlich recht)

Waehrungsunion hat nur Sinn bei Freihandel (weil das sonst nur den ohnehin Reichen den Urlaub verbilligt)
und/oder
bei Bereitschaft, sozialen Ausgleich (wenigstens MINDESTstandard) zu schaffen.

Es gibt zwar (auch) Argumente für Freihandel “an sich”, aber mindestens so gewichtige daGEGEN.
http://freihandelwaehrungskrisen.wordpress.com/
(Freihandel verstaerkt einfach was-auch-immer-am-Handel-teilnimmt, eben auch ELEND; KostenVorteile haben ja nur Produzenten und Haendler; deshalb bringt Freihandel nur Mangel-/Nachkriegszeiten Versorgung OHNE Verelendung) (da gehts ja eh schon allen elend)

HERRSCHAFT(shierarchismen) raus & sozialMINDESTstandards her …
… war aber weder als Basis der EWG/EG/EU beabsichtigt
— das nahmen nur MonetaerNichtFaschisten als gegeben an: http://monedem.wordpress.com
… noch in den “KonvergenzKriterien” enthalten
… noch in “Krisen”Rettungs”Schulden”Brems”paketen” vorgesehen.

Bis heute nicht.

Es gibt da einen (halbwegs) anstaendigen Ausweg aus Waehrungs- UND Demokratie- (X) Defizitproblemen, und der heisst Basisgeld (OHNE Bedingungen), Grundeinkommen oder Existenzgeld oder wie immer man das nennt.

Mit “Soziale Haengematte” hat das nichts zu tun.

(X) (gleiche Mehrheiten in Regierung und Parlament sind,
— selbst bei AllparteienRegierungen wie in NOe oder in der Schweiz —
GLEICHSCHALTUNG zweier MontesquieuKräfte aber nicht Demokratie;
und da gibt es noch haufenweise mehr solche Beispiele)

HERRSCHAFT (und “WIRTSCHAFT”) einfach so weiterlaufen lassen …
… (und irgendwas an “Euro” oder “‘Schulden” reparieren zu wollen) funktioniert nicht.

Nicht einmal mit DemokratieVernichtung, wie schwarzblau das versuchte (Beispiel Wahlen alle 5 statt 4 Jahre)

Und der Zynismus des “Sparens” durch laengere LebensArbeitsZeit
— juengere “Arbeits”lose” sind “billiger”, also zwingt man die Alten, die Jungen aus den Jobs zu draengen —
wird ja auch langsam begriffen.

Solange mit “Fleiss/Treue/Gehorsam” weitergeschludert wird, wird ausserdem nur Klima/Umwelt/Ressourcen (umso fleissiger, treuer und gehorsamer) KAPUTTgewirtschaftet
wenn
“Ausgleich” als Gewinn/Verlust eben SYSTEM hat (ohne “Wirtschaft” qualitativ zu beschraenken).

Dass davon ALLE was haben, ist unser aller (auch “Repraesentanten”)Aufgabe.

HERRSCHAFT die (sich) nicht beschraenkt (wird), endet in LouisXIV,Stalin,Hitler&Co …
… und ein “reparierter” Euro mit Schuldenbrems-/”Rettungs”paketen” OHNE sozialen Ausgleich fuehrt umso “fleissiger” und “treuer” und “gehorsamer” dorthin.

Denn “Wirtschaft” ist (auch nur) eine Herrschaftsform.

Das ist seit Alexander dem Grossen (und seinen Nachfolgetyrannen) auch in Europa bekannt. Aegypten und China wussten das schon vorher.

http://fuwtelekollegtheologie.wordpress.com/ hat ein nettes Rechenbeispiel (unten auf der Seite dort), mit dem jede(r) nachrechnen kann, wie kaputtgewirtschaftet “wir” schon sind.

(“zerstoert” bezieht sich auf lebende Menschen: ohne “uns” ist deshalb nicht die Welt zu Ende)
vgl. Overshoot Day:
http://www.wwf.de/themen/biologische-vielfalt/living-planet-report/world-overshoot-day-2011-welterschoepfungstag/

deshalb: “Wirtschafts”HERRSCHAFT beschraenken …
— “WAS darf” muss gefragt werden, und nicht “WER darf”
(etwa weil “genug” Startkapital oder Kredit vorhanden ist) —
… hat 30 Jahre Nachholbedarf
und
“wir” sollten den Overshoot Day ins naechste Jahr wegdruecken, (oder zwecks Reparieren noch weiter weg)
und
“wir” sollten (weg vom BIP/GDP als Kriterium) definieren:
1. was MUSS (Nahrung, Innentemperatur)
2. was DARF NICHT (Kaputtwirtschaften, Aussentemperatur)
3. was SOLL (waere nett, wenn)
— und nicht “was soll NICHT” —
und vor allem:
4. mit Mechanismen, die auch unbewusst ausgeuebt werden (also nicht nur Wahlen sondern zb auch Einkaufen/Liegenlassen etc.) und
5. mit mehr Gewichtung der JUNGEN
denn deren Gewohnheiten bestimmen die Welt in 50 Jahren:
“wir” Alten muessen sowieso bescheidener werden

********** (2nd comment series)

sehr richtig, die Welt kaputtwirtschaften und davonlaufen …
… ist nicht die Loesung:
http://news.yahoo.com/nasa-telescope-confirms-alien-planet-habitable-zone-162005358.html

Waehrung ist immer nur eine Manifestation (ein Ausdruck, ein HilfsMITTEL) von Strukturen der Dimension GOODWILL oder HERRSCHAFT etc. (siehe unten)

Wer nicht bereit ist, eigene Herrschaft zu reduzieren …
— (und die von “Wirtschaft” genauso, denn “Wirtschaft” ist ebenfalls Herrschaft, naemlich GELDherrschaft) —
… der oder die (Merkozy) wird nichts in der Welt “retten”.
Schon gar nicht eine Waehrung.

(im Gegenteil: Merkel, Sarkozy & Co KASSIEREN überproportional von dieser Waehrung)
Seit gestern kassieren Minister in 1 Jahr 600,- und im Folgejahr 1320,-/MONAT mehr …
(jaehrl.+3% + jedes2.Jahr +3,6%”Biennien” von 20.000,-,
d.h. 1x 3%=600,-, im Folgejahr 6,6%=1320,- und dann wieder 600,- und wieder danach 1320,- usw.
und zwar das alles vollAUTOMATISCH und MONATLICH)

20% aller Klagen bei Gericht 2011 sind RAEUMUNGSKLAGEN …
… und “Volk der vielen Obdachlosen” waere heutzutage treffender als “Heimat bist du grosser Kinder”.

Wieviel LohnPfaendung und WohnungsRaeumung mit Herrschaft zu tun hat, siehe weiter unten.

Ein reiches Land wie Oesterreich sollte eigentlich Mindeststandards wie
* mietfrei bis 10 m2/Person
* Dusche/WC in Zimmer/Wohnung
* 100 Frei kWh /mon.
* 100 Frei km /mon. europaweit statt Pendlerpauschale
* 100 Frei GigaByte/mon.
als selbstverstaendlich sichern
— auch das ist Sicherung des Friedens —
aber
andererseits 20% MWSt auf JEDE Zahlung (auch aufs Sparbuch, für Aktien-, Wohnungs- und Devisenkauf) kassieren …

(das tauscht dann schon wer um, im NichtEuroUrlaub, das war doch im Ostblock genauso:
Rubel vor der Abreise bei der Bank kaufen ist wirklich nicht notwendig, und wer das trotzdem tut soll eben 20% fuer — auch seine “eigenen” — Existenzgelder zahlen)

… statt mit der MWSt der Wurstsemmel nach oben umzuverteilen.

genau: ohne sozialMINDESTstandards ist jede Waehrung bald kaputt, …
… nicht nur der Euro.

Am Dollar sieht man das jetzt auch, seit die USA kein isolierter “Markt” mehr sind. Der CommonWealth machte diese Erfahrung schon vor 100 Jahren und hatte nur die Wahl, entweder das Riesenreich mit kaputter Waehrung ODER das Pfund im KleinInselReich zu retten.

(bis in die Nachkriegszeit war es erklaerte Policy der (US) Autoindustrie, “jedem Arbeiter sein Auto” zu ermoeglichen, schon um den Absatz zu sichern)

Zu einem solchen Common Sense
— der heute eben auch Klima-/Umwelt-/Ressourcen- Schonung zur NOTWENDIGEN RANDBEDINGUNG hat —
gehoert nicht unbedingt das System “Arbeit”, wohl aber EINKOMMEN.

(dieses sozialKONVERGENZkriterium hat jetzt 30 Jahre Nachholbedarf, denn so lange wurde es weltweit zertrampelt)

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(Backup: Artikel Interview Dieter Stiefel)

Ökonom, http://derstandard.at
“Der Euro ist die Rettung, nicht das Problem”
Interview | Hermann Sussitz, 06. Dezember 2011
Dieter Stiefel: “Zu Tode gfürchtet, is a gstorbn.”

Die EU wird trotz Finanzmarktwirrungen und hoher Verschuldung die entscheidende Rolle im 21. Jahrhundert spielen, meint Dieter Stiefel
Warum ein Mehr an Europa und internationaler Zusammenarbeit sich immer auszahlt, der Euro die Rettung, eine Fiskalunion aber wenig realistisch ist, erklärt der Wirtschaftshistoriker und Ökonom Dieter Stiefel.

derStandard.at: Im Alltag merkt man von der Euro-Krise noch wenig. Wie lässt sie sich einfach für die Menschen erklären?

Dieter Stiefel: Auf Wienerisch sagt man ja: “Zu Tode gfürchtet, is a gstorbn”. Das Schaurig-Schöne hat Tradition in Europa. Dabei ist schon die Wortwahl ein Problem. Die Krise kommt aus dem Medizinischen. Sie zeigt an, ob der weitere Krankheitsverlauf positiv oder negativ ist. Es ist also ein Zeitpunkt, wo auch eine Wendung zum Guten eintreten kann.

derStandard.at: Wird die Eurozone bestehen bleiben?

Stiefel: Die EU hat seit 1958 permanent Krisen durchgemacht. Mitte der 1960er-Jahre ist Frankreich ein halbes Jahr gar nicht mehr zu Ratssitzungen gekommen. Die Gemeinschaft war entscheidungsunfähig, man sprach von der Politik des leeren Stuhls oder der Eurosklerose. Aber aus jeder dieser Krisen ist die EU gestärkt hervorgegangen. Die Einführung des Euro war ein Wunderwerk. Auszusteigen wäre für jedes einzelne Land schlichtweg eine Katastrophe. Der Euro ist die Rettung, und nicht das Problem.

derStandard.at: Was ist momentan das größere Problem, die Politik oder die Finanzmärkte?

Stiefel: Die Probleme kommen eigentlich aus dem Finanzsektor. Das ist relativ neu. Normalerweise kommen Krisen aus dem Produktionssektor, der dann die Banken mitreißt. Diesmal ist es genau umgekehrt. In der Finanz kriselt es, während die Produktion und der Konsum noch ganz gut laufen. Fahren Sie durch Wien, sie werden nichts von einer Krise bemerken. Anders verhält es sich natürlich in Ländern, die schon lange strukturelle Schwierigkeiten haben. Das betrifft Griechenland, aber auch die iberische Halbinsel. Spanien beispielsweise hat schon lange horrende Arbeitslosenraten von über 15 Prozent. Auch in Ostdeutschland schaut es düster aus.

derStandard.at: Ist man jetzt vom Finanzsektor abhängig?

Stiefel: Natürlich hat Europa sich mit der hohen Verschuldung dem Finanzsektor ausgeliefert. Wobei, der Finanzsektor sind ja nicht alles bösartige Spekulanten, sondern ganz normale Leute und Institutionen. Das sind zum Beispiel Pensionsfonds, die verpflichtet sind, für ihre Kunden etwas zu machen. Oder Privatanleger, die ihre 100.000 Euro Erspartes sicher anlegen wollen. Man weiß an sich wie der Finanzsektor denkt und arbeitet, und danach müsste sich die Politik richten können.

derStandard.at: Was ist dann das Problem damit?

Stiefel: Man muss sagen, dass der Grad an Liberalisierung im Finanzsektor zu groß war. Die Kontrolle ist den Nationalbanken völlig entglitten. In diesem Klima hat man dann diese strukturierten Produkte erfunden, die im Grunde extrem unseriös gewesen sind und viel Schaden angerichtet haben. Nach dem Feiern hat man jetzt den Kater. Ich glaube daher, dass der Finanzsektor wieder mehr kontrolliert wird. Was natürlich schwer ist, weil er sehr viel Einfluss hat. Die Berater von US-Präsident Obama kommen zu einem großen Teil aus der Finanzwelt. Auch die englische Regierung hört natürlich auf die City (Anm.: Londons Finanzdistrikt), ganz einfach weil ein Drittel der Wirtschaftsleistung dort gemacht wird. Aber es wird letztendlich wieder zu mehr Regulierung kommen.

derStandard.at: Was sagen Sie zum Vorwurf der Banken, die EU hätte Staatsanleihen von Griechenland schmackhaft gemacht, eine Suppe, die sie im Zuge des Schuldenschnittes jetzt auslöffeln müssten?

Stiefel: Wer den Gewinn macht, muss auch den Verlust tragen. Bei diesen hohen Zinsen muss doch jedem Investor klar sein, dass da ein entsprechendes Risiko dahintersteckt. Keine private europäische Bank lässt sich von einem Politiker sagen, wie sie ihre Anleihenpolitik zu machen hat.

derStandard.at: Die Banken misstrauen einander. Die Notenbanken tun viel, um den Geldfluss zwischen den Kreditinstituten zu stärken. Der richtige Weg?

Stiefel: Ja, die Ankündigung der Notenbanken letzte Woche, sich wechselseitig günstig Devisen zur Verfügung zu stellen, ist ein erstaunlicher Akt der Zusammenarbeit. Diese Koordinierung ist sehr wichtig. Nehmen wir zum Beispiel die Weltwirtschaftskrise der 1930er-Jahre. Der große Fehler damals war, dass man international nicht zusammengearbeitet hat. Heute arbeiten IWF, EU, G7, G20 und die Zentralbanken zusammen. Das ist der einzige Weg, so eine Krise in den Griff zu bekommen.

derStandard.at: Stichwort Verschuldung: Was früher ignoriert wurde, lässt heute die Zinsen für Staatsanleihen steigen?

Stiefel: Staaten sind heute riesige Wirtschaftskörper. Der österreichische Staat verteilt 50 Prozent seiner Wirtschaftsleistung um. In so einem riesigen Wirtschaftskörper haben Sie natürlich Kredite. Es geht eigentlich nicht ohne. Aber wie schon der mittelalterliche Arzt Paracelsus gesagt hat: “Die Menge macht das Gift.” Das heißt, ein gewisses Maß an Staatsverschuldung ist sehr sinnvoll. Es ist auch gut für den Finanzmarkt, weil Staatstitel eine sehr sichere Investition sind. Aber die Menge der Schulden, die viele Länder in den letzten Jahren angehäuft haben, ist sicher zu viel. Das hätte nicht passieren dürfen.

Nun wird aber ein EU-Mechanismus kommen, damit die Verschuldung nicht zu groß wird. Steigt die Verschuldung über ein gewisses Level, zum Beispiel 70 Prozent des BIP, dann könnte eine internationale Kontrollinstitution in die Budgethoheit eingreifen. Die Länder werden sich aber auch in diesem Fall intensiv darum bemühen, keine Kontrolle von außen zu bekommen.

derStandard.at: Österreich versucht sich an der Schuldenbremse. Zu spät?

Stiefel: Nein. Wir waren ja schon einmal nahe der Maastricht-Grenze, die eine Staatsverschuldung von maximal 60 Prozent des Bruttoinlandsprodukts vorschreibt. Dann kam die Krise und mit dem Wirtschaftseinbruch und den Bankenrettungen der Schuldensprung (Anm.: 2011 beträgt die österreichische Staatsschuld 73,6 Prozent).

Aber es ist gar nicht so sehr die Frage, wie viel man absolut ausgibt, sondern wo die Dynamiken liegen. Die liegen in den Pensionen und im Gesundheitswesen. Vor allem hier gilt es zu bremsen. Dazu braucht es eine längere Lebensarbeitszeit. Und natürlich den Mut, am Verwaltungsapparat zu sparen.

derStandard.at: Lieber 17 Schuldenbremsen als eine Fiskalunion?

Stiefel: Ja, bei der Fiskalunion habe ich sehr große Zweifel. Es wird ohnehin schon viel in Brüssel entschieden. Das einzige, was den Ländern noch geblieben ist, ist ihre Budgethoheit. Die Deutschen würden ja ohne weiteres über das Budget von Griechenland oder Portugal bestimmen, aber ihr eigenes, das wollen sie selber machen.

Wahrscheinlicher ist da ein Kerneuropa. Die Eurogruppe beziehungsweise auch die Triple-A-Staaten treffen sich öfter als der Rest der Union und sprechen sich mehr ab. Deutschland übernimmt die Führungsrolle. Historisch ist das eigentlich das, was man nicht wollte. Die EWG wurde eigentlich zu dem Zweck gegründet, die Macht Deutschlands am Kontinent zu bändigen.

derStandard.at: Die EU ist allgegenwärtig – aber kaum einer bezeichnet sich als Europäer. Warum?

Stiefel: Weil Europa so heterogen ist. Das macht seine Stärke aus, das sollte man auch nicht verändern. Europa ist ein kreativer Kontinent. Anders als in den USA, wo man in New York wie Los Angeles das gleiche Produkt verkaufen kann, müssen sich die Europäer täglich mit anderen Kulturen auseinandersetzen. Zudem gibt es keine europäische Zeitung, die überall gelesen wird, es gibt keinen TV-Sender. Die Amerikaner haben mit CNN oder der New York Times eine gemeinsame Klammer. Die haben wir nicht.

derStandard.at: Ihr Resümee?

Stiefel: Trotz allem Krisengerede: Ich halte die EU für ein sehr stabiles und zukunftsträchtiges Projekt. Ich lehne mich sogar so weit hinaus, dass das 21. Jahrhundert jenes Europas ist. Die USA haben selbst größere Probleme, und China ist eine Diktatur, dessen zukünftiges Handeln nicht berechenbar ist. Auch wenn die Form des Gebildes EU nicht absehbar ist, es ist eine ungeheure Dynamik, die da dahintersteht. (sos, derStandard.at, 6.12.2011)

Person Dieter Stiefel, 65, ist Professor am Institut für Wirtschafts- und Sozialgeschichte der Universität Wien und seit Oktober 2011 emeritiert. Zu seinen Forschungsschwerpunkten gehört die Weltwirtschaftskrise der 1930er-Jahre.

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